Männergesangverein Gahlen-Dorf lud zum Konzert in die Dorfkirche ein
Gahlen Männerchöre können weit mehr als musikalisch von Wein, Weib und Gesang schwärmen. Das bewies der Männergesangverein Gahlen-Dorf am Sonntagnachmittag im Rahmen einer brillanten Darbietung, die nach eineinviertel Stunden in der Gahlener Dorfkirche mit einem sehr lange andauernden Applaus quittiert wurde. Auch beim anschließenden Kaffeetrinken im nahen Gemeindehaus gab es sehr viel Lob für den Dirigenten Jörg Remmers, der die Gesamtleitung des Konzertes innehatte.
Im Mittelpunkt des außergewöhnlichen Konzertes stand Robert Schumanns „Dichterliebe“, die wohl umfangreichste und gewichtigste Vertonung eines Textes von Heinrich Heine, die zu den bedeutendsten Liederzyklen der Romantik zählt. Der Liederzyklus entstand im so genannten Liederjahr 1840.
Für die musikalische Interpretation des 16-teiligen Liederzyklus konnte Jörg Remmers den Gahlener Solisten Frank Wolthaus gewinnen, der dem MGV seit 2011 angehört und seit 2009 Gesangsunterricht von Martina Hennig im Schermbecker Musikausbildungsstudio piano!forte! erhält.
Äußerst einfühlsam interpretierte Frank Wolthaus, begleitet von Heinz Höning am Klavier, die Dichterliebe Robert Schumanns auf dem Weg vom gefühlvoll überschäumenden Liebeserwachen mit dem Bekenntnissen „Wenn ich in deine Augen seh´ “ und „Ich will meine Seele tauchen“ zum qualvollen Moment des Abgewiesenwerdens mit den Liedern voller Selbstbemitleidung und Depressionen. Im dritten und abschließenden Teil besang Wolthaus die innere Verarbeitung des Schmerzes des Dichters, wobei sich drei der vier Abschlusslieder mit der Verarbeitung des Schmerzes im Traum widmeten.

Eingebettet wurden die drei Phasen der Dichterliebe in die Darbietung von Werken des Komponisten Franz Schubert. Den Rahmen des gesamten Konzertes spannten der zwölfjährige Gahlener Pfarrerssohn Samuel Hilbricht und sein Musiklehrer Jörg Remmers mit Klaviermusik. Bereits zu Beginn des Konzertes honorierten die Zuhörer die Darbietung von Franz Schuberts „Impromptu As-Dur, Opus 142 No. 2“ durch den Petrinum-Schüler mit viel Applaus. Als in der Schlussphase Hilbricht und Remmers vierhändig am Klavier aus Georges Bizets „Jeux d´enfants Iop. 22“ das „Petit Mar, petite femme“ vortrugen, wollte der Beifall kein Ende nehmen.

Sieben der fast 700 Lieder, in denen Franz Schubert die Gedichte von über 115 Autoren vertonte, steuerte der MGV Gahlen-Dorf am Sonntag zum Konzert bei. Der Freude über die blühende Natur im „Mailied“ ließen die Sänger Schuberts „Trinklied“ mit der Aufforderung zum Leeren der Gläser folgen. Die Aufgaben eines Fischers wurden im „Fischerlied“ geschildert, bevor die Sänger den Lindenbaum am Brunnen besangen, der als Symbol des Bodenständigen, der Heimat immerfort zum Rückkehr-Ziel des in die ferne schweifenden Romantikers wurde. „Oh, wie schön ist deine Welt“, bekannten sich die Sänger in Schuberts „Abendrot“ zur göttlichen Schöpfung, bevor sie im Gesang „Die Nacht“ den Tag musikalisch zur Ruhe kommen ließen.
Mit Blumensträußen danke der MGV-Vorsitzende Heinz Rademacher den Solisten und schloss in seinen Dannk an die Sänger auch die Gahlener Kirchengemeinde für die Bereitstellung der Kirche für ein weltliches Konzert mit ein. Viel Lob gab es für die Küsterin Marianne Schulte, die bereits in der Vorbereitungsphase des Konzertes dasselbe Engagement bewies, wie es die Sänger bei der wöchentlichen Chorprobe im Gemeindehaus von ihr gewohnt sind. H.Scheffler

