Schermbeck Am Sonntagmorgen wird es eng in Hanni Iwanowskys Wohnung an der Mittelstraße. Einige ihrer ehemaligen Mitarbeiterinnen kommen zu Besuch, um „ihrer“ Hanni zu gratulieren.
Vor genau 60 Jahren, am 1. Juni 1954, begann die gebürtige Dorstenerin, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Rhade wohnte, eine einjährige Küchenlehre im damaligen Marien-Hospital an der Erler Straße. Nach Beendigung der Lehre arbeitete sie auf der Männerstation des Krankenhauses, das bis zur Umwandlung in ein Alten- und Pflegeheim im Jahre 1987 von Franziskanerschwestern betreut wurde. Das Waschen der Patienten gehörte ebenso zu ihren Aufgaben wie die Versorgung der Patienten mit Essen und das Herrichten der Betten. Zusätzlich hat sie die Arbeit im Waschhaus übernommen,
Acht Oberinnen hat Hanni Iwanowsky in sechs Jahrzehnten kennen gelernt: Bertrandine, Titziana, Telisia, Genezia, Adelia, Laurenza, Ursula und Ottokaris. Die Schwestern führten ein strenges Regiment. Vor allem achteten sie sorgsam darauf, dass die jungen Frauen, die im Krankenhaus ihren Dienst verrichteten, keinen Bohnenkaffee und keinen Alkohol tranken. „Wenn wir lieb und artig waren, dann gab es das heimlich auf der Bude bei Hanni“, erinnert sich Erika Hindricksen an manchen Abend auf dem Zimmer der älteren Mitarbeiterin Hanni Iwanowsky und ergänzt, „wer nicht brav war, bekam von ihr ordentlich die Leviten gelesen.“ Von den jüngeren Mitarbeiterinnen wurde Hanni Iwanowsky liebevoll als „Mutter der Station“ bezeichnet.

Das Foto aus den frühen 1960er-Jahren zeigt Mitarbeiterinnen Hanni Iwanowskys im „Mädchenraum“ gegenüber der Küche. Vorne von links: Klara Grewing, Agatha Große-Boes, Else Barbion. Hinten (v.l.): Irmlind Methner, Else Grote-Schäpers, Erika Hindricksen, Margret Onnebrink.
Ein langer Tag erwartete die Schwestern im Marien-Hospital. Um 5.30 Uhr in der Frühe wurden sie geweckt. Zwei- bis dreimal wöchentlich fand in der Hauskapelle ein Gottesdienst statt. Danach teilten sich die Schwestern auf. Manche arbeiteten in der Küche. Die übrigen wurden auf einer der drei Stationen eingesetzt: Männerstation, Frauenstation, ältere Menschen im dritten Stock. Nach einer einstündigen Mittagspause ging es weiter bis gegen 19 Uhr. Einmal wöchentlich hatten die Bediensteten frei. Spätestens um 22 Uhr war Zapfenstreich. Dann mussten auch die Twens wieder im Hause sein, erst recht die unter 20-Jährigen. Wer später kam, den fing die Nachtwache ab und dann ging es erst einmal eine Stunde lang zum Beten in die Kapelle.
In Hanni Iwanowskys Wohnung wird es sicherlich am Sonntag recht munter zugehen bei den vielen Erinnerungen an gemeinsame Jahre. Zu den Highlights im Jahresablauf gehörten die Feiern am Heiligabend im Aufenthaltsraum und der Ausflug mit den Nonnen. Zu Hanni Iwanowskys Klicke der 1960er-Jahre gehörten Erika Hindricksen, Klar Grewing, Doris Gerdes, Elisabeth Aehling, Christa Brockmann, Hedwig Beumer, Anni Beumer, Margret Onnebrink, Else Barbion, Maria Wissing und Frieda Schukowski. H.Sch.